Fine Das weinmagazin – Überflieger mit Bodenhaftung
20 décembre 2024
Williams Christ Birne – Dulcey, Erdnuss-Toffe, rehydrierte Rosinen und Hagebutte
Dieses Dessert spielt wie die herzhaften Gänge mit einer beträchtlichen Anzahl von Aromen undamit von potenziellen Akkorden. Den Hintergrund bildet ein Sud von Hagebutte, Vanille und Vanille-Essig, die Birnen sind leicht oxidativ zubereitet, un das Toffee-Aroma setzt Hartwig gerne ein, weil es ihn an seine Kindheit erinnert. Überhaupt entwickelt er im Dessert bereich seine ganz eigenen Traditionen und arbeitet immer nah an diversen Formen von assoziativen Kontexten. Man soll sich bei ihm an Desserts erinnern – und an die Erinnerung an Desserts. Für die Weine bedeutet dies wegen der Vielfalt eine nicht unbedingt einfache Lage (…)
WEIN 2: 2005 Sauternes/Barsac, Château Coutet, Premier Cru Classé, Barsac.
Servier temperatur: 6 Gad.
Schon in der Nase zeigt sich hier mehr Sauternes-Frische als Reife, was Auch die beim Sauternes so aussagekräftige Farbe anzeigt. Am Gaumen verstärkt sich das Bild eines noch jugendlichen, eher herzhaften als wirklich komplex-süßen Weins. Mit etwas mehr Luft im Glas zeigt sich ein seriöser, aber nicht großer Sauternes. Zum Dessert entwickelt sich in allen Details eine überraschend starke Dominanz des Weins. Das hat sodann den Vorteil, dass der Wein durch die vielfältigen Aromen beim Essen aufgefüllt wird und so die Harmonie zunimmt: Das Dessert macht aus einem wenig spektakulären einen doch recht ansehnlichen Sauternes.
Die beiden Empfehlungen bedienen zwei Dessertwein-Schulen: Die eine erbringt eine weinige Grundierung, wie sie zum herzhaften Essen passen würde, ist also in gewisser Weise gastronomischer, die andere geht auf das Dessert ein und baut mit ihm zusammen ein eigenes Spektrum auf. Der Sauternes trifft die Eigenart der Küche sicher besser, weil es hier wie dort keine Verluste gibt,der Charakter des Desserts auf der einen Seite vollständig erhalten bleibt und auf der anderen den Wein sogar noch ergänzt.
Jurgen Dollase